Samstag, 21. Mai 2016

64 Prozent der EU-Bürger für BGE

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/grundeinkommen-zwei-von-drei-eu-buergern-wuerden-dafuer-stimmen-a-1093136.html



Zitat von o.G. Website spiegel.de:

Umfrage: 64 Prozent der EU-Bürger würden für Grundeinkommen stimmen


Führt die Schweiz ein bedingungsloses Grundeinkommen ein? Am 5. Juni stimmen die Eidgenossen darüber ab, die Briefwahl läuft bereits. Laut Umfragen dürfte die Initiative die Mehrheit klar verfehlen; mit rund 25 Prozent Zustimmung steuert sie aber immerhin auf einen Achtungserfolg zu.
Würden die Bürger der EU darüber abstimmen, fiele das Ergebnis möglicherweise deutlich anders aus: 64 Prozent würden bei einem Referendum sicher oder wahrscheinlich für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens stimmen. Nur 24 Prozent würden sicher oder wahrscheinlich dagegen stimmen. Und zwölf Prozent würden überhaupt nicht wählen gehen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Dalia Research unter zehntausend Bürgern aus allen 28 EU-Mitgliedstaaten, die SPIEGEL ONLINE vorab vorliegt.
Zweidrittel-Mehrheit für Grundeinkommen in der EU
Anteil der Befragten, die derzeit in einer Volksabstimmung "für" oder "wahrscheinlich für" bzw. "gegen" oder "wahrscheinlich gegen" die Einführung eines Grundeinkommens stimmen würden, in Prozent
DafürDagegenEnthaltung
Quelle: Dalia Research; Umfrage unter 10.000 EU-Bürgern, April 2016
Beauftragt wurde die Umfrage vom Thinktank Neopolis Network, in dem auch Grundeinkommensaktivisten wie Philip Kovce Mitglied sind.
Die Zustimmung zu einem bedingungslosen Grundeinkommen lag in allen sechs großen EU-Ländern klar über der 50-Prozent-Marke. Am höchsten war sie in Spanien mit 71 Prozent, am geringsten in Frankreich mit 58 Prozent. In Deutschland sprachen sich 63 Prozent der Befragten dafür aus.
Mehrheit in allen großen EU-Staaten
Anteil der Befragten, die derzeit in einer Volksabstimmung "für" oder "wahrscheinlich für" die Einführung eines Grundeinkommens stimmen würden, in Prozent
SpanienItalienDeutschlandPolenGroßbritannienFrankreich01020304050607080
Quelle: Dalia Research; Umfrage unter 10.000 EU-Bürgern, April 2016
Auf den ersten Blick überrascht das Ergebnis, vor allem im Vergleich zur Stimmung in der Schweiz. Eine Erklärung könnte möglicherweise in dem konkreten Konzept für ein Grundeinkommen liegen, das den Befragten vorgelegt wurde. Denn 17 Prozent gaben an, noch nie von der Idee des Grundeinkommens gehört zu haben, weitere 25 Prozent hatten bislang wenig davon mitbekommen.
Welche Wirkung aber ein Grundeinkommen für den Einzelnen und die Volkswirtschaft entfaltet, hängt stark davon ab, wie hoch es ist und wie es finanziert wird.
In der Schweiz lässt der Referendumstext zwar beide Fragen explizit offen. Die Initiatoren machen aber keinen Hehl daraus, dass sie 2500 Franken für angemessen halten - in Deutschland entspräche das ungefähr 1500 Euro. Damit vertreten sie ein humanistisches Modell, das vom Zwang befreit, für Geld arbeiten zu müssen, ohne sich allzu sehr einschränken zu müssen. Der Gegensatz dazu ist das neoliberale Modell, das eher einer Art Hartz IV ohne Bedürftigkeitsprüfung entspricht - und bei dem sich die Frage der Finanzierbarkeit weitaus weniger stellt.
Stark nach diesem neoliberalen Modell klingt die Definition für die Teilnehmer der EU-weiten Umfrage: Ein Grundeinkommen "ersetzt andere Sozialversicherungsleistungen und ist hoch genug, um alle Grundbedürfnisse (Nahrung, Haushalt etc.) zu decken." Für viele Befragte dürften das keine überzogenen Ansprüche sein - in Europa ist es ohnehin Konsens, niemanden verhungern zu lassen.
Arbeiten trotz Grundeinkommen
Anteil der Antworten auf die Frage nach der wahrscheinlichsten Auswirkung auf die persönliche berufliche Planung, in Prozent
Kein EinflussMehr Zeit für die FamilieNichts von alledemSich fortbildenMehr ehrenamtliche ArbeitEinen anderen Job suchenWeniger arbeitenFreiberuflich arbeitenNicht mehr arbeiten0510152025303540
Quelle: Dalia Research; Umfrage unter 10.000 EU-Bürgern, April 2016
Nur eine kleine Minderheit der EU-Bürger - vier Prozent - würde der Umfrage zufolge denn auch aufhören zu arbeiten, wenn ein Grundeinkommen eingeführt würde. Weitere sieben Prozent gaben an, weniger arbeiten zu wollen, immerhin 15 Prozent würden mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen. Mit 34 Prozent antworteten allerdings die meisten Befragten, dass sie auch bei einem Grundeinkommen weiter so arbeiten würden wie bisher.
Am stärksten für ein bedingungsloses Grundeinkommen spricht für die EU-Bürger, dass es von finanziellen Existenzängsten befreit - 40 Prozent fanden dieses Argument überzeugend. 31 Prozent glauben, dass es mehr Chancengleichheit schaffen könnte.
Grundeinkommen: Pro-Argumente
Anteil der Befragten, die folgende Argumente für ein Grundeinkommen überzeugend fanden, in Prozent (Mehrfachnennung möglich)
Mindert ExistenzangstMehr ChancengleichheitErhöht UnabhängigkeitNichts von alledemWertet Hausarbeit/Ehrenamt aufErhöht SolidaritätWeniger Bürokratie01020304050
Quelle: Dalia Research; Umfrage unter 10.000 EU-Bürgern, April 2016
Auch die EU-Umfrage bestätigt einen Befund, der bereits in früheren Befragungen zutage trat: Zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung klafft offenbar eine große Lücke. Während nur vier Prozent aufhören würden zu arbeiten, fürchten mehr als viermal so viele - 43 Prozent -, dass sich ihre Mitmenschen auf die faule Haut legen könnten.
Mit 34 Prozent besteht aus Sicht von etwa einem Drittel der befragten EU-Bürger die Gefahr, dass ein Grundeinkommen Ausländer in ihr Land locken könnte, die es nur auf diese Absicherung abgesehen hätten. Etwas weniger (32 Prozent) halten ein Grundeinkommen für nicht finanzierbar. Nur rund ein Fünftel stört sich an der vermeintlichen Aufhebung des Leistungsprinzips - also an der Bedingungslosigkeit des Grundeinkommens.
Grundeinkommen: Gegen-Argumente
Anteil der Befragten, die folgende Argumente gegen ein Grundeinkommen überzeugend fanden, in Prozent (Mehrfachnennung möglich)
Ermutigt zur Arbeits-AufgabeZieht Ausländer anUnmöglich zu finanzierenGeld nur für BedürftigeAbhängigkeit vom StaatGegen das LeistungsprinzipNichts von alledem01020304050
Quelle: Dalia Research; Umfrage unter 10.000 EU-Bürgern, April 2016
Dalia Research befragte zehntausend EU-Bürger im April 2016 im Zuge der regelmäßigen, repräsentativen e28-Umfrage, die unter anderem auch von der Bertelsmann-Stiftung verwendet wird. Das Marktforschungsinstitut lässt die Befragten per Smartphone abstimmen - hierin liegt auch die einzige Einschränkung der Teilnehmerauswahl. Die Auswahl wird aber weder durch Gratifikationen verfälscht noch wird den Teilnehmern vorab das Thema der Befragung mitgeteilt.

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